« Mit diesen Tipps vom Fachmann klappt es »

Beim Verlegen von Wand- oder Bodenfliesen stoßen viele Heimwerker und DIY-Begeisterte auf die Herausforderung, Fliesen präzise zu schneiden. Ob es um das Anpassen an Ecken, das Schneiden von Aussparungen oder das Erzielen perfekter Kanten geht – Fliesen schneiden ist eine Kunst für sich. In unserem Beitrag geben wir Ihnen praktische Tipps und stellen Ihnen die effektivsten Werkzeuge vor.

Auf den Härtegrad achten!

Wie einfach sich eine Fliese schneiden lässt, ist unter anderem abhängig von ihrem Härtegrad (auch: Ritzhärte). Der Wert wird meistens mithilfe der Härteskala des Mineralogen Friedrich Mohs angegeben. Die Skala umfasst die Werte 1 bis 10. Unterscheiden muss man bei den Fliesenarten zudem zwischen den Materialien Steingut, Steinzeug und Feinsteinzeug.

Eine Fliese aus Steingut besitzt den geringsten Härtegrad. Die Bearbeitung ist bei ihr also deutlich einfacher möglich, als es bei Produkten aus Steinzeug oder Feinsteinzeug der Fall ist. Allerdings lassen sich Steingutfliesen nicht für den Boden verwenden, weil sie dafür nicht robust genug sind. Steinzeugfliesen sind härter, Produkte aus Feinsteinzeug noch härter, sodass sie sich das letztgenannte Material sowohl als Wand- wie auch als Bodenfliese eignet. Es gilt: Nicht jedes Werkzeug für das Schneiden von Wandfliesen, die in der Regel über einen geringeren Härtegrad verfügen, ist auch für Bodenfliesen einsetzbar.

Fliesern-Schneidemaschine

© tong2530 – stock.adobe.com

Wie kann man Fliesen schneiden? Das Wichtigste in Kürze!

Aufgrund der geringeren Härte haben Sie es etwas einfacher, wenn Sie aus Steingut gefertigte Fliesen schneiden. Dass sie geschnitten werden, ist genau genommen jedoch nicht richtig. In der Regel werden sie angeritzt. So entsteht eine Sollbruchstelle, an der sie sich in zwei Hälften brechen lassen. Falls Sie für Wände dünne Fliesenkacheln schneiden möchten, reicht dafür relativ einfaches Werkzeug wie ein Glasschneider oder eine Fliesenbrechzange aus. Hier exemplarisch eine Anleitung, wie Sie mit dem Glasschneider Wandfliesen bearbeiten können:

  • Legen Sie die Wandfliese auf einen soliden Untergrund.
  • Nutzen Sie anschließend beispielsweise ein kleines Kantholz als Leitschiene für den Glasschneider.
  • Platzieren Sie das Kantholz so auf der Oberseite der Wandfliese, dass Sie mit dem Glasschneider an ihm entlangfahren können.
  • Ritzen Sie die Wandfliese mit dem Glasschneider an.
  • Schlagen Sie mit einem Fliesenhammer nicht zu fest auf die abzubrechende Seite der Wandfliese, sodass sie sich an der geritzten Sollbruchstelle teilt.

Ähnlich funktioniert die Arbeit mit einer Fliesenbrechzange. Sie besitzt oft auf der einen Seite ein Schneidrädchen, das die Funktion des Glasschneiders übernimmt. Mit diesem Schneiderädchen wird eine Bruchlinie angeritzt. Danach wird die Fliesenbrechzange so angelegt, dass ihre Brechkante genau an der angeritzten Linie ausgerichtet ist. Die Zange hat zwei Hauptteile: eine flache Oberseite, die auf der Fliesenkachel aufliegt, und eine gebogene Unterkante, die zum Brechen der Fliese dient. Durch das Zusammendrücken der Griffe der Zange wird Druck auf das Werkstück ausgeübt. Die spezielle Form der Zange sorgt dafür, dass dieser Druck konzentriert entlang der angeritzten Linie wirkt.

Fliesenbrechzange

© Milje Ivan – stock.adobe.com

Wandfliesen lochen? Geht auch!

Verwandt mit dem Fliesenschnitt ist das Lochen. Löcher in den Fliesenbelag einzubringen, ist oft notwendig, um Installationen wie Wasserleitungen, Abflüsse, Steckdosen oder Halterungen in Badezimmern, Küchen und anderen Bereichen zu ermöglichen. Für das Lochen gibt es Werkzeuge, die ähnlich wie eine Zange oder ein Stanzer arbeiten, indem sie durch manuellen Druck ein Loch aus der Fliese herausbrechen. Diese sind jedoch weniger präzise und werden nur für gröbere Arbeiten verwendet. Präziser und sauberer arbeiten Fliesenlochbohrer bzw. Fliesenlochfräsen, die auch professionelle Fliesenleger verwenden.

Die Verwendung von Fliesenbohrern liefert äußerst präzise Ergebnisse, setzt jedoch ein gewisses Maß an Erfahrung und Geschick voraus. Das Bohren in harte Materialien wie Feinsteinzeug erfordert nicht nur die richtige Ausrüstung, sondern auch eine ruhige Hand und die Kenntnis darüber, wie man den Bohrer unter variierenden Druckbedingungen führt, um Risse oder Brüche zu vermeiden. Darüber hinaus ist die korrekte Kühlung des Bohrers während des Einsatzes entscheidend, um Überhitzung und Verschleiß zu minimieren. Angesichts dieser Herausforderungen kann es eine kluge Entscheidung sein, solche Arbeiten einem professionellen Fliesenleger anzuvertrauen. Ein Fachmann bringt nicht nur die erforderliche Erfahrung und das spezialisierte Werkzeug mit, sondern garantiert auch ein sauberes, präzises Ergebnis.

Rundes-Loch-in-Fliese-schneiden

© Valerii Honcharuk – stock.adobe.com

Fliesen schneiden mit dem Fliesenschneider

Natürlich gibt es auch etwas komplexeres Werkzeug, das speziell zum Fliesenschneiden entwickelt wurde. Gemeint sind Fliesenschneider. Sie existieren in manuellen und elektrischen Varianten. Gute manuelle Fliesenschneider eignen sich durchaus für Steinzeugfliesen, sind aber bei Feinsteinzeug und XXL-Boden- oder Wandfliesen meistens nicht passend.

Das Prinzip ist beim Schnitt mit solchen Werkzeugen dasselbe wie das aus der Anleitung für Arbeiten mit Glasschneider und Fliesenhammer: Erst wird die Wand oder Bodenfliese geritzt und dann an der Sollbruchstelle geteilt. Beide Arbeiten sind mit dem manuellen Fliesenschneider möglich.

Bodenfliesen schneiden: die elektrische Variante

Wenn Sie Bodenfliesen und XXL-Feinsteinzeug schneiden möchten, ist der elektrische Fliesenschneider mit einem diamantbeschichteten Sägeblatt die richtige Wahl. Es ist hart genug, um damit Feinsteinzeug bearbeiten zu können. Alternativ zum Fliesenschneidegerät lässt sich Feinsteinzeug auch mit einer Kreissäge oder einem Winkelschleifer bearbeiten. Wichtig ist aber in jedem Fall das ausreichend harte Säge- oder Schneideblatt.

professionelle-Fliesenschneidemaschine

© Kadmy – stock.adobe.com

Ein paar Worte zum Gehrungsschnitt

Bisher ging es bei jeder hier erwähnten Anleitung darum, Schnittkanten im 90-Grad-Winkel zur Fliesenoberfläche zu erzeugen. Wenn Sie Fliesen schneiden, können Sie sich aber auch für um 45 Grad abgeschrägte Schnittkanten entscheiden. Solch einen Schnitt nennt man Gehrungsschnitt oder Jollyschnitt. Er kann zum Beispiel sinnvoll sein, um Fliesen optimal im 90-Grad-Winkel an einer Ecke zu verlegen. Der Gehrungsschnitt ist zudem eine gute Idee, wenn Sie eine Fläche mit großen Bodenfliesen fugenlos gestalten möchten. Bei einem Gehrungsschnitt sind elektrische Werkzeuge gefragt. Sie können etwa mit dem Winkelschleifer arbeiten. Hier eine kurze Anleitung:

  • Legen Sie die Wand- oder Bodenfliese auf eine Arbeitsfläche, sodass ein Teil über die Arbeitsplatte hinausragt.
  • Setzen Sie den Winkelschleifer im 45-Grad-Winkel an.
  • Beginnen Sie die Arbeit mit dem Winkelschleifer mit relativ geringer Umdrehungszahl, die Sie vorsichtig steigern.

Alternativ zum Winkelschleifer ist Werkzeug wie ein elektrischer Fliesenschneider möglich. Gehrungsschnitte erfordern allerdings viel Übung und können unerfahrene Laien an ihre Grenzen führen. Hier sollte jeder die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen und im Zweifelsfall auf die Arbeit von Fachleuten vertrauen.


Bildquelle:
Beitragsbild (Fliese wird mit Winkelschleifer geschnitten): © geargodz – stock.adobe.com